Exkursion zur Schneckenburg

Exkursion zur Schneckenburg

Etwa 500 Meter südlich von Schwarzenbach a.Wald und 1000 Meter westlich des Döbraberges liegt die „Schneckenburg“. Die Stadtratsfraktion der CSU/ÜHL Schwarzenbach a.Wald hatte zu dieser Kurzexkursion eingeladen, an der viele Interessierte teilgenommen haben. Bürgermeister a.D. Dieter Pfefferkorn und Stadtrat Gerhard Brütting führten durch die reizvolle Landschaft.

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Bürgermeister a.D. Dieter Pfefferkorn bei seinen wertvollen Erläuterungen.

Thema dieser Wanderung waren die Geologie, der Bergbau und die Vegetation rund um die Schneckenburg. Im Wappen der Stadt Schwarzenbach a.Wald sind Hammer und Schürfeisen der Hinweis, dass der Bergbau im gesamten Stadtgebiet sehr umfangreich betrieben wurde, erläuterte der Heimatexperte Dieter Pfefferkorn. Brauneisenerz, Roteisen, Blei, Silber und Schwefelkies wurden abgebaut. Weiter erklärte er, dass in den vorhandenen Unterlagen darauf hingewiesen werde, dass die Erzgewinnung bis ins 15. Jahrhundert im Obertageabbau vorgenommen worden sei. Er zeigte während der Wanderung die noch heute sichtbaren Spuren der Obertageerzabbaue im Karlsholzs. Im 13. Jahrhundert betrieben die Erzförderung die Andechs-Meranier, welche vom Hochstift Bamberg hierzu die Erlaubnis hatten. Später waren es dann die Burggrafen von Nürnberg. Die Urkunde vom 4. Juli 1333 nennt dann die Radecker und später die Vögte von Weida, die schon in den größeren Umfang Bergbau betrieben. Nach weiterer kurzer Wanderstrecke wurde die Schneckenburg erreicht. Geschichten, Erlebnisse und Nachforschungen in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts stellen diese Felsformation, die hauptsächlich aus Unterkarbonischen Kalkstein besteht als Kultstätte dar.

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Bürgermeister a.D. Dieter Pfefferkorn spricht über die Kulturgeschichte des Bergbaus.

So sollen magische Einflüsse vieles bewirken können und, um das selbst zu erleben, – so der Referent – muss man sich an bestimmten Tagen allein dort aufhalten. Weiter ging die leichte Wanderung zur Zwergenhöhle oberhalb des schon in uralten Karten genannten Dachsloches. Die Zwergenhöhle wurde durch Zufall entdeckt und erst in den letzten Jahren vermessen und erforscht. Im Steinbruch „Glockenklang“ erzählte Pfefferkorn die Sage von den zwei verschütteten Kindern. Im Volksmund werden die beiden Steinbrüche Glockenklang deshalb so bezeichnet, weil beim Erhitzen der Steinstücke diese mit einem glockenklangähnlichem Geräusch barsten. In beiden Brüchen hätten Gefangene der JVA Bayreuth gearbeitet. „Ach in der Bergwiese – der heutigen Skiliftanlage – gab es das Bergwerk „Hülf Gottes““, erinnert sich Dieter Pfefferkorn. In den 1950er Jahren sei im Talbereich dort eine Kuh eines Landwirtes in einem Stollen eingebrochen. Über viele Jahrzehnte gab es auch die sogenannte Stollenquelle, wo Trinkwasser für die Stadt abgepumpt wurde. Heute ist diese Wassergewinnung längst außer Betrieb. Als Kinder, so der Referent – gab es in der Bergwiese die kurze aber sehr steile Abfahrt „in die Höll“, die im unteren Bereich in einen Teich führte, der in früheren Jahrhunderten als Erzwaschanlage diente. Zu Recht haben wir also Hammer und Schürfeisen in unserem Wappen. Im 19. Jahrhundert kam dann der hiesige Bergbau aus Kostengründen zum Erliegen. Tiefe Mulden zeigen heute noch längst eingestürzte Stollen oder Schächte an.

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Stadtrat Gerhard Brütting vermittelt den interessierten Teilnehmern naturwissenschaftliches Wissen.

Das Gebiet um Schwarzenbach a.W. sei geologisch sehr abwechslungsreich, führte Referent Gerhard Brütting aus. So fände man hauptsächlich Tonschiefer und Kieselschiefer. Eine geologische Besonderheit sei der hier auftretende Kohlenkalk, der wie die übrigen Gesteine aus dem Erdaltertum stammt und um die 360 Millionen Jahre alt wäre. Es handle sich um ein dunkelgraues Gestein, das eine reichhaltige fossile Fauna aufweist. Als Besonderheit sei sein Bitumengehalt hervorzuheben, der beim Aufschlagen von Gesteinsbrocken als Geruch wahrzunehmen ist. Bei der Schneckenburg handelt es sich um einen steilen mit Kalkscherben übersäten Hang, der wegen der Hangneigung und der stellenweise losen Ansammlung von Kalkscherben nur mit Mühe zu begehen ist. In mehreren Steinbrüchen wurden die Kalkvorkommen bis in die 1950er Jahre als Baumaterial abgetragen (z.B. Schule in Schwarzenbach a.W.) oder zum Kalkbrennen verwendet.

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Einer der Teilnehmer ist Stadtrat Rudi Erhardt.

Die Bedeutung dieses Kohlenkalkvorkommens liegt darin, dass es im zentralen und östlichen Frankenwald kaum kalkhaltige Gesteine gibt. Dieses inselartige Auftreten bei Schwarzenbach a.W. bietet die Grundlage für ein einzigartiges Ökosystem. Die Flora enthält typische Vertreter der Buchenwälder sowie trockenheitsresistente Arten aus dem Bereich der Felsvegetation. Es findet sich ein hoher Anteil an kalkliebenden Arten. Im Bereich des Steilhanges der Schneckenburg fanden regelmäßig Entbuschungsaktionen der Bergwacht Schwarzenbach a.W. in Absprache mit der Stadt Schwarzenbach a.W. statt, bis vor einigen Jahren der Landschaftspflegeverband diese Maßnahmen übernommen hat. Von den vielen Pflanzenarten griff Gerhard Brütting einige typische Vertreter heraus. Felsspalten werden von Farnen besiedelt, wie der Mauerraute oder dem Braunen Streifenfarn. Auf den mageren, sonnenexponierten Stellen leben Arten wie der Wirbeldost, die Kleine Bibernelle oder die Steinbeere, von der es in der Region keinen weiteren Fundort gibt. Als besonders schützenswerte Arten gelten die beiden Orchideen, Braunrote und Breitblättrige Stendelwurz.

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Abschließend demonstriert Gerhard Brütting die Chemie des Kohlenkalks.

Die Bedeutung der Schneckenburg liegt in ihrer inselartigen Lage innerhalb geologisch völlig anders gearteter Gebiete des Frankenwaldes. Die vorkommenden Arten der Kalkstandorte stehen also in keinem erkennbaren genetischen Austausch mit irgendwelchen benachbarten Vorkommen, sind also genetisch isoliert. Da schon keine Verbindung mit einem ökologisch ähnlich gearteten Gebiet im Sinne der Biotopvernetzung hergestellt werden kann, liegt die Bedeutung wohl hauptsächlich im Erhalt der Vegetation dieser „Kalkinsel“ inmitten meist basenarmer bzw. saurer Gesteinsarten. Gemeinsam ging es dann zurück nach Schwarzenbach a.Wald wo Zweiter Bürgermeister und Fraktionsvorsitzender Matthias Wenzel den beiden Referenten für die sehr interessante und kurzweilige Führung herzlich dankte.

Bernhard Kuhn

 

Gerhard Brütting

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