Politischer Aschermittwoch des CSU-Ortsverbandes Schwarzenbach am Wald

Politischer Aschermittwoch des CSU-Ortsverbandes Schwarzenbach am Wald

Der CSU- Ortsverband Schwarzenbach am Wald hatte zu seinem traditionellen politischen Aschermittwoch ins Landgasthaus Döbraberg nach Schwarzenbach am Wald eingeladen. CSU-Ortsvorsitzender Alwin Kirchner begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste insbesondere die beiden Referenten des Abends Bürgermeister Dieter Frank und Pfarrer Dr. Thomas Hohenberger aus Döbra. Für die musikalische Umrahmung sorgten Gerhard Lenz (Gitarre) und Guido Hohberger (Akkordeon).

Alwin Kirchner hatte zwei ansprechende, interessante Themen ausgesucht. Zuerst war der Bürgermeister an der Reihe. Er sollte den aufmerksamen Zuhörern etwas über den „Traumberuf“ Bürgermeister erzählen. Dem kam der Referent gerne in humorvoller, nicht ganz ernst zu nehmender Art und Weise nach.

„Was soll mein Kind einmal werden? Diese Frage stellen sich viele Eltern“, sagte das Stadtoberhaupt. Zu den Spitzenreitern der angesehensten Berufe gehörten u.a. Feuerwehrleute, Piloten, Ärzte, Apotheker, Polizisten, Landwirte, Ingenieure, Lehrer, Architekten, Richter, Rechtsanwälte, Soldaten, Pfarrer und Computerspezialisten.

Unter den 10 Spitzenreitern tauche der Beruf des Bürgermeisters oder der Bürgermeisterin nicht auf, gab Dieter Frank zu bedenken, obwohl durch die Person des Bürgermeisters die Stadt handelnd in Erscheinung trete. Der Bürgermeister führe den Vorsitz im Stadtrat, sei Leiter der Stadtverwaltung und vertrete die Stadt nach außen. Er präge damit wesentlich das Erscheinungsbild der Stadt.

Der Bürgermeister bedarf keiner bestimmten Vorbildung, keines Vorbereitungsdienstes oder einer fachlichen Prüfung, fuhr der Referent fort.

Gute Schulabschlüsse? Nein, Besondere Begabungen, etwa naturwissenschaftlicher oder künstlerischer Art? Nein.

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Bürgermeister Dieter Frank

Handwerkliche Kompetenzen? Eigentlich auch nein, sieht man von der Notwendigkeit einmal ab bei Volksfesten und Stadtfesten mit dem Schlegel das Zapfzeug mit möglichst wenigen Schlägen in das Bierfass zu treiben.

Aber gut reden, das braucht er doch auf jeden Fall? Eigentlich auch nur bedingt. Wie sich an der Feststellung „Ozapft is“ zeigt, kommt es vor allem bei Grußworten darauf an, sich möglichst kurz und prägnant auszudrücken.

Am beliebtesten sind diejenigen Bürgermeister, die selbstverständlich zu jeder, auch der allerkleinsten Vereinsfeier kommen und dort ein möglichst kurzes Grußwort sprechen.

„Gut hat er wieder geredet, unser Bürgermeister.“ Was hat er eigentlich gesagt? Weiß ich nicht, aber es hat nicht lange gedauert. Aber Spaß beiseite.

Die bisherige Aufzählung zeige, dass es für die Eignung als Bürgermeister auf psychische und physische Fähigkeiten ankomme.

Der Bürgermeister sei nicht nur Ansprechpartner oder sogar Beichtvater für die Bürger, er sei auch für alles verantwortlich.

Fliegen im Frühjahr die Blütenblätter und im Herbst die verwelkten Blätter vom gemeindlichen Baum auf das angrenzende Grundstück, Anruf beim Bürgermeister.

Räumt der Schneepflug Schnee von der Straße vor die Hauseinfahrt, Anruf beim Bürgermeister. Und, und, und …….

Und wie der Begriff „Bürgermeisterwetter“ zeige, soll oder müsse er sogar Fehlleistungen von „ganz oben“ korrigieren.

Dass zum Amt des Bürgermeisters Organisationstalent, Einfallsreichtum und ein Schuss Originalität gehören, ist nach den bisherigen Ausführungen nicht mehr zweifelhaft.

Wer in das Amt des Bürgermeisters gewählt wird, ist folglich auch geeignet dafür. Es handelt sich sozusagen um eine „vermutete Kompetenz“.

Der Bürgermeister ist ungeachtet der ihn tragenden politischen Mehrheit Vertreter aller Gemeindebürger. Symbol dafür ist eine Amtskette. Sie sei das Zeichen der selbstbewussten Stadtgesellschaft.

Vorbei sind die alten Zeiten, in denen Politiker nach der Wahl alles vergessen konnten, was sie vorher versprochen hatten, um gewählt zu werden. Bürgermeister müssen sich viel mehr während ihrer gesamten Amtszeit um Identifikation und Projektion bemühen.

Bürger möchten sich mit ihrem Bürgermeister identifizieren, er muss einer von ihnen sein, im privaten wie im beruflichen Alltag, lautet die diesbezügliche Anforderung.

Zusätzlich muss der Bürgermeister Anführer und Vorbild sein. Der Bürgermeister benötigt somit einerseits vor allem auch Führungsqualifikation, anderseits dürfen seine Beziehungen zum Stadtrat, der Verwaltung, bürgerschaftlichen Interessen und vor allem zu den Medien nicht aus einem friedvollen Gleichgewicht geraten.

Außerdem muss die Amtsperson Bürgermeister sowohl beruflich wie privat einen vorbildlichen Lebenswandel pflegen.

„Als Fazit möchte ich persönlich erklären „Bürgermeister sein“ ist dennoch, trotz allem, ein toller Job, mit Gestaltungsmöglichkeiten. Voraussetzung ist jedoch eine gute Zusammenarbeit innerhalb des Stadtrates und gute, kompetente und engagierte Mitarbeiter“ sagte Dieter Frank abschließend und erntete für seinen Vortrag einen „Riesenapplaus.

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Pfarrer Dr. Thomas Hohenberger

Nicht weniger interessant war der Vortrag von Pfarrer Dr. Thomas Hohenberger, der Kirche und Politik in Augenschein nahm, ein Feld, das alles andere als „ein Vakuum“ sei.

Zunächst benannte der kompetente Geistliche den kürzlich verstorbenen Altbundespräsidenten Richard von Weizsäcker (1920-2015). Das Bayerische Sonntagsblatt würdigte den Verstorbenen als einen „öffentlichen Protestanten“ und lobte seine große persönliche Glaubwürdigkeit, seine natürliche Autorität, sein überzeugendes Vorbild, seine kluge Bedachtsamkeit und seine moralische Integrität. „In seiner Person hat die Kirche ausgestrahlt, wovon sie spricht“, so charakterisierte der Landesbischof der Evang.-Luth. Kirche in Bayern und EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm das ehemalige Staatsoberhaupt.

Dies hätte es auch schon bei einigen seiner Amtsvorgänger gegeben. Gustav Heinemann, zunächst CDU-Mitglied, dann in die Reihen der SPD übergewechselt, galt als kirchlich engagierter Christ im höchsten Staatsamt. Noch während hoher politischer Ämter war er lange Jahre Kirchenvorsteher seiner Heimatgemeinde und Vorsitzender des CVJM in Essen. SPD-Politiker Johannes Rauh wurde gar wegen seines kirchlichen Hintergrunds „Bruder Johannes“ genannt.

„Kirche und Politik“ sei offenbar kein Gegensatz, so Dr. Hohenberger, sondern eine äußerst fruchtbare Verbindung, wenn sie denn gelänge und produktiv werden könne für die Gesellschaft und das öffentliche Leben. Genügend Politiker setzen sich darum auch aufgrund ihres christlichen Glaubens für die Verwirklichung politischer Ziele und für die an christlichen Werten orientierte Gestaltung unseres Landes und unserer Zukunft ein.

Dennoch sei diese Themenformulierung „Kirche und Politik“ mit einer gewissen Spannung behaftet. Die Meinungen gehen über eine gegenseitige Bezugnahme weit auseinander. Die Kirche habe nichts im politischen Geschäft verloren; und umgedreht soll sich die Politik auch aus der Kirche heraushalten – so ist es immer wieder zu hören.

Dahinter steckte freilich auch eine unselige Verquickung von Kirche und Politik, die sich im geschichtlichen Prozess Europas ergeben habe. Dr. Thomas Hohenberger skizzierte ausführlich diesen geschichtlichen Prozess.

Wie politisch darf die Kirche sein? Wie christlich orientiert darf der weltanschaulich neutrale Staat sein? Im Bekenntnis von Barmen wird formuliert: „Die Kirche erkennt in Dank und Ehrfurcht gegen Gott die Wohltat dieser seiner Anordnung an [gemeint ist der Staat]. Sie [die Kirche] erinnert an Gottes Reich, an Gottes Gebot und Gerechtigkeit und damit an die Verantwortung der Regierenden und Regierten. Sie vertraut und gehorcht der Kraft des Wortes, durch das Gott alle Dinge trägt.“

Und dann kommen zwei Abgrenzungen, die bis heute uneingeschränkte Gültigkeit besitzen müssen: „Wir verwerfen die falsche Lehre, als solle und könne der Staat über seinen besonderen Auftrag hinaus die einzige und totale Ordnung menschlichen Lebens werden und also auch die Bestimmung der Kirche erfüllen. Wir verwerfen die falsche Lehre, als solle und könne sich die Kirche über ihren besonderen Auftrag hinaus staatlicher Art, staatliche Aufgaben und staatliche Würde aneignen und damit selbst zu einem Organ des Staates werden.“

Unser wichtigster demokratischer Wert sei nach Dr. Hohenbergers Auffassung Freiheit.

Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UNO lautet: „Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht schließt die Freiheit ein, seine Religion oder seine Weltanschauung zu wechseln, sowie die Freiheit, seine Religion oder Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, öf¬fentlich oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Kulthandlungen zu bekennen.“

Wie kann demnach Kirche politisch Einfluss nehmen? fragte Thomas Hohenberger weiter. Sie könne es allein durch die Inanspruchnahme der Religionsfreiheit.

Der Referent stellt auch die wichtige Frage nach dem Leben.

Nach der Abtreibungsthematik beschäftigt uns nun die Frage nach der Sterbehilfe. Erst vor kurzem hätte es eine große Podiumsdiskussion in der Schule am Martinsberg in Naila gegeben. Abtreibung und Sterbehilfe betreffen den Beginn und das Ende menschlichen Lebens. Hier sind Christen besonders gefordert, das christliche Menschenbild in die Diskussion einzubringen.

Unser Leben sei unverfügbar eine Gabe des Schöpfers. Eingriffe in diese Unverfügbarkeit bedürfen sorgfältiger Abwägung und ethischer Konfliktentscheidung. Wie bei allen ethischen Entscheidungen widerstreiten dabei Überlegungen einer Gesinnungsethik mit Überlegungen einer Verantwortungsethik. Es gibt dabei nicht immer eindeutige Leitlinien, die sich aus Bibelworten ableiten lassen. Aber es gibt Werte, die im Diskurs eingebracht werden können und wonach sich eine politische Willensbildung richten kann.

Dr. Hohenberger sprach auch das Flüchtlingsproblem an.

Vom biblischen Zeugnis her stehe außer Frage, dass wir uns um „den Fremdling“ (wie es hier immer wieder heißt) kümmern sollen. Die sozial Schwachen genießen in der christlichen Gemeinde von jeher eine besondere Beachtung.

Zum Thema Pegida und dem islamistische Terror sagte er, es sei unerträglich, wenn bei Demonstrationen gegen die Islamisierung des Abendlandes Kreuze in Nationalfarben mitgeführt werden, so als gäbe es ein nationales Christentum. Auch das Singen von Weihnachtsliedern, die volkstümlichen Charakter hätten und keineswegs die christliche Weihnachtsbotschaft zum Ausdruck brächten, müsse befremden. In solchen Aktionen zeigt sich vielmehr die Säkularisierung unseres Landes, die weder eine Ahnung vom Islam noch vom christlichen Glauben habe.

Bei der Bedrohung durch den islamistischen Terror müsse notwendigerweise eine inhaltliche Klärung stattfinden. Die islamischen Glaubensinhalte müssen auf ihre demokratische Tauglichkeit hin überprüft werden und für Muslime eine selbstverständliche Verpflichtung bedeuten. Das Verhältnis zur Gewalt braucht klare Distanzierung. Und andererseits wäre die beste Demonstration für das Christentum eine Beteiligung am Gemeindeleben, also der Besuch des Gottesdienstes am Sonntagvormittag, damit der aus Glauben gespeiste Friedensanspruch Christi auch überzeugend gelebt werden kann.

Ein freiheitlicher Rechtsstaat kann nicht ohne Werte und Grundrechte existieren. Eine Demokratie lebt von Voraussetzungen, die Staat und Regierung selber nicht schaffen können. Und nichts ist leichter anzutasten als die Menschenwürde. Dass sie unverletzlich ist, dass Recht und Gerechtigkeit gelten müssen, muss von hinreichend vielen Menschen freiwillig und mit Überzeugung gewollt werden. Pfarrer Dr. Thomas Hohenberger hat noch viele Themen angesprochen. Er hat mit seinen Ausführungen wohl allen Anwesenden aus der Seele gesprochen. CSU-Ortsvorsitzender Alwin Kirchner bedankte sich bei beiden Referenten für den wertvollen Abend.

Bernhard Kuhn

 

Gerhard Brütting

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